Kein großer Wurf mit Bauordnungsnovelle
EHL Wohnen sieht nur ersten Schritt
von Stefan Posch
Die Novelle der Wiener Bauordnung, dessen Entwurf vergangene Woche veröffentlicht wurde, sorgt in Branche weiter für Gesprächsstoff. In einem heutigen Pressegespräch gab die EHL Wohnen ihre Einschätzung über die Auswirkungen der Änderungen auf den Wohnmarkt ab. Einige problematische Neuerungen werden von einer Reihe begrüßenswerten Maßnahmen mehr als ausgeglichen, der „große Wurf sei mit der Bauordnungsreform aber nicht gelungen, so das Fazit der Analyse.
Als Verbesserung sieht Sandra Bauernfeind, Geschäftsführende Gesellschafterin von EHL Wohnen, an, dass das Dickicht an Bauvorschriften etwas gelichtet wird, etwa mit der Streichung verpflichtender Kellerabteile, eine Reduktion der Stellplatzverpflichtung oder dem gänzlichen Wegfall der vorgeschriebenen Trennung von WC und Bad. Das könnte eine geringfügige Senkung der Baukosten bringen.
Kritischer sieht Bauernfeind die neue Widmungskategorie Geförderter Wohnbau. „Die Erwartung der Stadt, dass dadurch der geförderte Wohnbau massiv anziehen wird, kann ich bislang nicht teilen“, so Bauernfeind. Sie rechnen vielmehr damit, dass so gewidmete Liegenschaften nur in geringerem Maß an Bauträger veräußert werden und große Flächenreserven für den freifinanzierten Wohnbau wegfallen werden. Kurz- und mittelfristig würde das den Neubau sogar dämpfen.
Kritisch sieht Bauernfeind auch die neue Regelung für Abrisse von Gebäuden, die vor 1945 erbaut worden ist und schon seit Juli gilt. Zinshäuser seien natürlich schützenswerte Objekte, doch dass der Abriss-Stop ohne Übergangsfrist erfolgt sei, würde einige Bauträger in Bedrängnis bringen. Schließlich seien die betroffenen und schon genehmigten Projekte schon längst durchkalkuliert und auch ausfinanziert gewesen. Positiver fällt die Analyse über die Verringerung der Mindestgröße von Wohneinheiten auf 25 m². Der Trend gehe eindeutig Richtung Single-Wohnungen, so David Breitwieser, Leiter Wohnimmobilien bei EHL. Ob mit der Änderung dann wirklich im größeren Ausmaß Mikrowohnungen gebaut werden, werde aber der Markt entscheiden. Die Baukostenersparnis würde sich bei einer Verringerung um wenige Quadratmeter in Grenzen halten. Laut Bauernfeind fehlen der Novelle Impulse für eine rasche und substanzielle Steigerung der Fertigungszahlen: „Leider hat offenbar der Mut zu einer spürbaren Erleichterung und Beschleunigung von Widmungs und Bauverfahren gefehlt.“