Wiener Büroflächen werden knapp
Die Leerstände purzeln immer tiefer
von Charles Steiner
Die aktuellen Zahlen des Vienna Research Forum (VRF) für den Wiener Büromarkt für das zweite Quartal wird deutlich: Neue und hochwertige Büroflächen werden langsam knapp, Mieter scheinen daher also sehr schnell zu reagieren. Dem entsprechend aktiv hat sich der Vermietungsmarkt im zweiten Quartal gezeigt. 52.100 m² an Bürofläche sind vermietet worden - mit 86 Prozent fast das Doppelte als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und um ein Viertel mehr als im ersten Quartal.
Dass Büromieter deutlich schneller reagieren müssen als noch vor etwa 10 Jahren, zeigt sich auch daran, dass die Anzahl der Vorvermietungen mittlerweile 60 Prozent beträgt, der Rest auf Neuvermietungen. Auch der Leerstand zeugt von einem Mangel an Büroflächen: 4,7 Prozent hatte das VRF gemessen. Beste Beispiele: In den Inneren Bezirken sind mit einem Leerstand von 2,1 Prozent so gut wie keine Flächen mehr verfügbar, selbiges gilt auch für die Airport City mit 2,8 Prozent, weswegen auch der Office Park IV jetzt entwickelt wird. Im Gegenzug dafür scheint die Nachfrage im Norden mit einem Leerstand von 10,1 Prozent eher überschaubar.
Die größte Vermietung fand laut Vienna Research Forum mit rund 12.700 m² im Submarkt Erdberg - St. Marx (Osten) statt, allerdings sei das Ergebnis durch den Bau des Austro Control Towers, der bereits zu 80 Prozent vorvermietet ist, leicht verzerrt. Damit hatte dieser Submarkt rund 24 Prozent der Vermietungsleistung auf dem Wiener Büromarkt im 2. Quartal geschafft. Weitere größere Vermietungen wurden wiederum im Submarkt Erdberg - St. Marx (Osten) mit ca. 9.400 m² (Vorvermietung) bzw. mit rund 5.000 m² (Vorvermietung) im Submarkt Hauptbahnhof registriert. Insgesamt wurden im 2. Quartal 53 Vermietungen verzeichnet - das sind um fünf mehr als im Vorquartal und um eine weniger als im Q2 2017.
Nach VRF-Standard - also all jene Bürogebäude, die ab 1990 gebaut oder generalsaniert wurden und gewisse Kriterien erfüllen, umfasst der Gesamtbestand mehr als 5,8 Millionen m².
85 der 100 analysierten Märkte machen Fortschritte
Transparenter Immo-Markt
von Charles Steiner
Transparenz wird für Immobilienmärkte immer wichtiger, belastbare Marktdaten werden sowohl von Investoren als auch von Mietern eingefordert. Je mehr Datenmaterial verfügbar ist, desto transparenter und nachvollziehbarer ist der Markt. JLL und LaSalle Investment Management haben das im Rahmen des zweijährlich erhobenen Globalen Immobilien Transparenzindex 2018 untersucht - und ist zum Schluss gekommen, dass in 85 von 100 untersuchten Märkten in den vergangenen zwei Jahren doch signifikante Fortschritte gemacht hatten. Auch Österreich, das zumindest als „transparenter Markt“ gilt.
Aber es ginge noch besser: Die Top 3 im Ranking bleiben Großbritannien, Australien und die USA. Einige der technologieversiertesten kontinentaleuropäischen Märkte festigen ihre Position auf der obersten Transparenzstufe. So notiert etwa die Niederlande mit den meisten Verbesserungen, Schweden wird erstmals auf der Stufe „sehr transparent“ gelistet. Deutschland auf Platz 8 wartet mit einem im Vergleich zu 2016 stabilen Scoringwert auf. Immerhin konnte sich Österreich da von Platz 24 auf Platz 22 verbessern und liegt mit einem Score von 2,2 gleichauf mit Südafrika und Polen. Auf 11 als „sehr transparent“ eingestufte Länder entfielen in den vergangenen fünf Jahren 75 Prozent des globalen Gewerbeimmobilien-Investitionsvolumens (2013-2017: knapp 3,4 Billionen US-Dollar).
Unter „Semi-transparent“ fallen viele der bevölkerungsreichsten Schwellenländer wie China, Indien, Indonesien, Brasilien, Russland, Mexiko, die Türkei und Thailand. Da bedürfte es weitere regulatorische Reformen, um die nächst höhere Stufe erreichen zu können. Aber: Laut JLL wäre es durch PropTechs möglich, die Markttransparenz der einzelnen Länder deutlich zu steigern, allerdings stehe der große Durchbruch noch aus. Die Immobilienbranche sieht sich, so die Analyse, mit strukturellen Veränderungen bei Datenerfassung und Business Intelligence bis hin zum Einsatz moderner Analytik und Algorithmen konfrontiert.
Hela Hinrichs, JLL EMEA Research: „Ohne transparente Strukturen und Prozesse können die Immobilienmärkte nicht effizient arbeiten. Transparenz ist notwendig, damit Regierungen und öffentliche Einrichtungen wirksam funktionieren können und sie bietet langfristige Vorteile für Kommunen und Umwelt.“
Der Index deckt 100 Märkte ab und basiert auf 186 Indikatoren, die in die Bereiche Marktperformance, Marktgrundlagen, Governance bei börsennotierten Investmentvehikeln, regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen, Transaktionsprozesse und ökologische Nachhaltigkeit unterteilt sind.