Spitzenmieten im Retail am Plafond
Auch Stadtgröße richtet dabei nichts aus
von Charles Steiner
Was in Wien bereits seit längerem zu beobachten war, dürfte ein gesamteuropäischer Trend sein. Nämlich, dass die Spitzenmieten in den Highstreets nicht mehr steigen, sondern, dass hier eine Seitwärtsbewegung eingesetzt hat. Und ja: Der Onlinehandel hatte maßgeblichen Anteil daran. Denn einerseits wollen viele Retailer die verlangten Mieten zunehmend nicht mehr bezahlen wollen, andererseits sind die Einzelhandelsflächen gesättigt, weswegen vor allem Filialisten kaum mehr expandieren. Jene Branchen, die besonders viel Umsatz an den Onlinehandel abtreten müssen, sind auch die, die vor einigen Jahren das Filialnetz noch ordentlich erweitert hatten - wie etwa die Bekleidungsbranche.
Das sind auch die Schlüsse, die Comfort-Gruppe bei einer aktuell erschienenen Marktanalyse von 1A-Shoppingmeilen in 148 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zieht. Dieser zufolge sind die Mieten in 60 Städten über den Jahresverlauf 2016 und 2017 gleich geblieben, in 50 sind sie um weniger als fünf Prozent gesunken, in 33 mehr als um fünf Prozent. Nur in fünf von 148 Städten waren Preissteigerungen zu beobachten gewesen. Das im Angesicht der Tatsache, dass die Einzelhandelsumsätze so gut wie schon lange nicht mehr waren. Aber: Viel ist eben in den Onlinehandel gewachsen. Was gleich im Zuge der Studie mit herausgekommen war: Die Einwohnerzahl der Städte spielt bei dieser Entwicklung keine Rolle. Olaf Petersen, Geschäftsführer der Comfort-Gruppe: „Das Vermietungsgeschäft ist schnelllebiger und komplizierter geworden. Lange Zeit gab es in den Städten vor allem in Bezug auf die Toplagen bei den Mieten nur eine Richtung: nach oben. Das ändert sich. Heute sitzen die Retailer klar am längeren Hebel.“ Und das, obwohl 2017 keine größeren Insolvenzen zu verzeichnen waren. Aber: „Im wichtigen Textilsektor expandieren eben die etablierten Retailer mit Augenmaß und scheuen Experimente. Für viele wird die Miete zur Herausforderung, weswegen Netzoptimierung das große Stichwort ist“, so Petersen.
Verstärkt drängen in die Toplagen dafür Gastronomen, Flagshipstores und Lebensmittler mit City-Konzepten. „Das kann für viele Städte, die heute einen recht austauschbaren Markenmix beklagen, eine belebende Entwicklung sein“, so Petersen.