Die Immobilientrends des Jahres
Digitalisierung, Leistbares Wohnen und Verdichtung
von Stefan Posch
Welche Trends werden im laufenden Jahr die Immobilienbranche prägen? Dieser Frage ist die Immobilienplattform willhaben nachgegangen, die die wichtigsten Trends für das Jahr 2018 zusammengefasst hat.
Judith Kössner, Leiterin des Immobilien-Bereichs von willhaben, erwartet für das Jahr eine weitere Hochkonjunktur für Digitalisierungsprozesse. Digitale Entwicklungen würden immer weitreichender das tägliche Leben verändern. Ob automatisch, mit modernsten Sensoren, oder gezielt, via App-Steuerung, smartere Geräte würden den Wohn- und Lebensalltag immer mehr erleichtern. „Zusätzlich verändern neue Service-Angebote auf Basis von vielfältigen Gebäude-Nutzungsdaten die Art und Weise wie wir wohnen und leben, aber auch wie wir künftig Bau-Projekte finanzieren oder Gebäude verwalten“, erklärt Kössner. Zudem würden vollständig möblierte Wohnungen für Kurzzeit-Mieter und andere Entwicklungen die Branchengrenzen innerhalb der Immobilienwirtschaft weiter aufweichen und Chancen für neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen bereithalten.
Leistbares Wohnen bleibt laut Kössner auch 2018 ein dominierendes Thema, das die Grundrisse und Verortung von neuen Wohnbauprojekten prägen wird. Mehr Zimmer auf kleinerem Raum und Gemeinschaftsflächen würden wohl weiter der Trend sein. Die Wohnbauprojekte rund um den Wiener Hauptbahnhof, in Uni-Nähe und Gegenden nahe neu entstandener Bürokomplexe würden zudem bisher karg bewohnte Gegenden mit neuem Leben erfüllen. Mittelfristig könnten hier völlig neue Trendbezirke entstehen. Auch die Verdichtung in den Städten wir weiter ein Thema bleiben. „Eine erprobte Möglichkeit innerhalb der Stadtgrenze zu wachsen ohne auf die Freiraumqualität verzichten zu müssen, ist in die Höhe zu bauen“, so Kössner. Auch durchdachtes Re-Design und perfekte Raumnutzung würden zu einer sinnvollen Verdichtung bestehender Substanz beitragen.
Bei den Wohnpreisen sieht Kössner im Laufe des Jahres eine Entwicklung leicht nach oben. Die Niedrigzinspolitik der EZB werde zwar immer wieder hinterfragt, eine abrupte Zinswende dürfte laut verschiedenen Branchen-Experten aber auch 2018 wohl noch nicht kommen. „Immobilien bleiben also eine attraktive Kapitalanlage“, so Kössner.
Die Teuerung von Eigentum hat zudem ein immer größeres Interesse an Mietobjekten zur Folge. Ob die Neubauleistung im Bereich der Wohnimmobilien die erhöhte Nachfrage nach Mietobjekten im urbanen Raum entlasten könne, bleibt laut Kössner abzuwarten. Statistische Plattform-Auswertungen und regelmäßige Marktforschung würden den Trend bestätigen, dass nach den anhaltenden Preis-Zuwächsen bei Eigentum, nun auch eine Aufwärtsentwicklung bei Mietpreisen zu erwarten ist.
Rekordinvestment, Renditen weiter im Tiefflug
Deutscher Höhenflug
von Gerhard Rodler
So schnell kann's gehen: Noch vor wenigen Jahren waren Berliner Büroimmobilien eher ein Schnäppchen, 2017 war die deutsche Hauptstadt der teuerste Standort des Landes. Aber ganz generell haben die Renditen 2017 weiter kräftig nachgegeben, vor allem gegen Jahresende. Und: Allen Prognosen zum Trotz dürfte sich der unglaubliche Renditenverfall 2018 weiter fortsetzen. 2017 wurden deutschlandweit gut 58,2 Milliarden Euroin Gewerbeimmobilien investiert, 11 Prozent mehr als 2016. Auch aufgrund eines sehr starken Schlussquartals wurde der bereits sehr gute Vorjahresumsatz noch einmal um 11 Prozent gesteigert. Dies ergibt der Investmentmarkt-Report 2018, den BNP Paribas Real Estate Anfang veröffentlichen wird. „Wie erwartet hat das Transaktionsvolumen 2017 noch einmal zugelegt und den Rekord von 2007 nur um rund 2 Prozent verfehlt. Mit über 58 Milliarden Euro ist es das zweitbeste jemals registrierte Ergebnis“, erläutert Piotr Bienkowski, CEO von BNP Paribas Real Estate Deutschland. „Das große Interesse an deutschen Immobilien hält also unverändert an. Die Käufer zeigen sich unbeeindruckt von potenziellen globalen Krisenherden und der immer noch nicht gelösten Regierungsbildung in Deutschland“, so Bienkowski. Ausschlaggebend für die Anleger seien dagegen vor allem die sehr guten Fundamentaldaten - seien es das stabile Wirtschaftswachstum, die steigenden Beschäftigungszahlen bei gleichzeitig sinkender Arbeitslosigkeit, der nach wie vor erfreuliche Konsum oder weiter im Aufwind befindliche Übernachtungszahlen. „All diese Entwicklungen kommen auf den Nutzermärkten, die ebenfalls außergewöhnliche Ergebnisse erzielen, an und bilden damit die Rahmenbedingungen für langfristig erfolgreiche Investments“, erklärt Bienkowski. Auf den acht wichtigsten Büromärkten wurde 2017 beispielsweise mit 4,3 Millionen m² Flächenumsatz nicht nur ein neuer Rekord erzielt, sondern erstmalig auch die 4-Millionen-m²-Grenze überschritten. „Unterstützt werde diese Situation natürlich durch das nach wie vor sehr günstige Finanzierungsumfeld, sodass auch die Renditen im Jahresverlauf noch weiter nachgegeben haben“, so der Immobilienexperte.