Baukosten bringen Projekte in Gefahr
Facharbeitermangel ist einer der Gründe dafür
von Charles Steiner
Es war die Lehman-Pleite, die die Bauaktivitäten in den ersten Jahren nach 2007 auf Sparflamme köcheln ließ. Das Resultat: Sehr viele Baufirmen haben Mitarbeiter abgebaut - doch das rächt sich jetzt unter anderem. Denn jetzt, wo in Österreich und Deutschland die Bautätigkeit wieder stark angezogen hat, fehlen diese Fachkräfte. Und das ist mitunter auch ein Grund - nicht der einzige allerdings-, dass die Baukosten immer weiter steigen. Hans Jörg Ulreich, er ist Bauträgersprecher im Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder sowie Obmann der Interessensgemeinschaft private Immobilienwirtschaft (IGPI), sagt dazu dem immoflash: „Viele große Baufirmen haben nach der Lehman-Pleite keine eigenen Bauarbeiter mehr und bedienten sich bis jetzt Sub- bzw.
Sub-Subunternehmern. Dem hat allerdings - zu Recht - der Staat einen Riegel vorgeschoben, somit fehlen entsprechend ausgebildete Arbeiter.“ Aber nicht nur: Der Beruf des Handwerkers habe in der öffentlichen Meinung keinen besonderen Stellenwert, es werde immer schwieriger, entsprechendes Fachpersonal zu finden. Und so gäbe es immer weniger Maurer, Tischler, Fassader - und das könne in Zeiten der derzeitigen Konjunktur im Baugeschäft gar zu einer Stagnation führen.
Vor allem wirkt sich diese Entwicklung auch auf leistbares Wohnen aus. Da sich Miet- und Einkaufspreise immer am Einkommen der Menschen richten müssen, würden sich so einige Projekte nicht mehr rechnen. Ulreich: „Wenn einige Projekte zu teuer gekauft werden und damit die Margen zu gering sind, kann es durchaus passieren, dass diese Projekte nicht mehr realisiert werden.“ Konkrete Fälle konnte er aber nicht nennen.
Das bestätigt auch Alexander Neuhuber, Geschäftsführer der Magan Holding, die auch bei Immobilieninvestments berät. Er sagt, dass man mit den Baukosten in Österreich mittlerweile „on the edge“ sei: „Bei Immobilienprojekten muss man nämlich dahingehend rechnen, wieviel der Abnehmer bezahlen kann. Das wird aber immer schwieriger, da die Baukosten und auch die Grundstücksakquisitionen immer teurer werden.“ Sein Umkehrschluss: „Die Wohnungen werden kleiner. Mikrowohnungen sind damit leider zu einer Notwendigkeit geworden, wünschenswert ist diese Wohnform aber nicht.“
Maßnahmen, um zumindest mehr Mitarbeiter am Bau oder mehr Fachkräfte zu generieren, gäbe es genug. Als Fassader ließen sich zum Beispiel Langzeitarbeitslose einschulen, zudem müsste die Attraktivität des Handwerks deutlich erhöht werden, sagt Ulreich.