Nigel Farage und Jimmy Wales auf re.comm
Internetrevolution in Politik und Wirtschaft
von Gerhard Rodler aus Kitzbühel
Kaum zu glauben, aber gestern und heute Vormittag auf der re.comm17 - dem exklusiven Forum für Top-Entscheider der Immobilienwirtschaft in Kitzbühel der epmedia - tatsächlich passiert: Zumindest in einem, aber sehr zentralen Punkt waren sich Gründer von Wikipedia, Jimmy Wales, und der Brexit-Verursacher Nigel Farage einig: Es ist eine gigantische weltweite Revolution im Gange, die die Weltgemeinschaft, Staaten und das Leben aller Menschen auf der Welt dramatisch verändern. Nicht so laut, wie bei Kriegen der früheren Jahrhunderte, aber noch folgenschwerer.
Auf der einen Seite Wales: Wikipedia ist eine Community, welcher soziale Schranken und Grenzen aufweicht und eine Wissens-Demokratie in Reinkultur ist. Sein nächster großer Wurf: Wikitribune, ein Zusammenschluss weltweiter Journalisten für realitätsnahe Nachrichten als Gegenpol zu den Fakenews der Meinungsblasen in den sozialen Medien nach dem Vorbild von Wikipedia.
Bei aller sonstiger Unterschiedlichkeit war Nigel Farage, der UKIP aus dem Nichts aufgebaut hatte. Seine politischen Werkzeuge: Soziale Medien. Er selber habe nie gelogen, andere Brexit-Vertreter aber sehr wohl, räumte er ein. Ohne Internet hätte es wohl auch Trump nicht an die US-Spitze geschafft. Und selbst die aktuelle Völkerwanderung (sowohl innerhalb der EU, wie auch weltweit) basiert letztlich auf den allgemein verfügbaren (wirtschaftlichen) Informationen via Internet.
Dass der britische Immobilienmarkt durch Brexit schweren Schaden leidet, wie dies aktuell vielfach vorhergesagt wird (und die aktuelle Preisentwicklung in London dies erwarten lässt) lässt Farage nicht gelten: "Das hat man uns schon prophezeit, als wir dem Euro nicht beigetreten sind. Nach wie vor werden Investments in Londoner Immobilien fließen."
Die EU würde weltweit ohnedies an Bedeutung verlieren: Von einem Anteil von derzeit rund 15 Prozent am Welthandel auf unter 7 Prozent bis 2030.
Mariana Mazzucato, Direktorin des Institute for Innovation & Public Purpose am Universtity College London, zeichnete indessen am heutigen Vormittag ein mögliches positives Szenario eines nachhaltigen, ökologischen und sozial ausgewogeneres Wirtschaftswachstums - wären da nicht die staatlichen Institutionen, die diese Entwicklung mit ihrer Überreglementierung blockieren. Und zumindest in diesem Punkt waren alle drei bisherigen Redner einer Meinung: Die staatlichen Reglementierungen blockieren heute mehr, als sie nutzen. Und können so in Zukunft daher auch nicht mehr funktionieren. Das ist die andere Seite, aber: weder das Internet, noch das Smartphone hätte es ohne der öffentlichen Hand gegeben. Das Smartphone beispielsweise sei massgeblich von der CIA finanziert und vorangetrieben worden, das Internet war ursprünglich eine rein militärische Entwicklung. Und selbst heute würden die wichtigsten Apps erst durch öffentliche Mitteln möglich gemacht. Übrigens: Selbst in den USA wird Venture Capital zum weit größeren Teil aus öffentliche Mitteln gespeist. Selbst Elon Musk habe für seine Unternehmen wie Tesla zwischenzeitig über fünf Milliarden Dollar aus öffentlichen Mitteln erhalten.