Traum von EU-Agenturen geplatzt
EMA kommt nach Amsterdam, EBA nach Paris
von Charles Steiner
Knapp daneben ist auch vorbei. Hat es vor wenigen Wochen noch ausgesehen, dass Wien im Zuge des Brexits reelle Chancen auf die Ansiedlung entweder der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA oder der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hatte, ist dieser Traum endgültig geplatzt. Wien geht leer aus, die EMA wandert nach Amsterdam, Paris erhält den Zuschlag für die EBA. Das, obwohl Wien bzw. deren Wirtschaftsagentur die Werbetrommel kräftig gerührt hatte (wir berichteten). Bei der EMA waren die Chancen relativ gering, bei der EBA hatte man sich welche ausgerechnet. Entsprechend lange Gesichter bei der Politik. Finanzminister Hans Jörg Schelling zeigte sich vom Ergebnis sehr überrascht und wolle analysieren, was Österreich hätte besser machen können, um eine der Agenturen an Land zu ziehen. Auch habe man versucht, Allianzen zu schließen, jedoch hätten das andere Länder wohl besser geschafft. Ursula Kainz, Kommunikation & Marketing bei der Wirtschaftsagentur Wien ist zwar ob dieser Entscheidung traurig, allerdings hat sie damit gerechnet, wie sie erklärte: „Wochen vor der Entscheidung haben wir vor zu viel Euphorie gewarnt, da wir die Wahrscheinlichkeit auf fünf Prozent geschätzt haben. Deshalb, weil sich viele regionale Cluster in Europa gegenseitig unterstützt hatten und wir bei unseren Roadshows entsprechende Signale vernommen haben.“ Als Niederlage will sie das aber nicht sehen: „Die Bewerbung hat sich mehr als ausgezahlt. Viele Unternehmen nehmen jetzt Wien als Wirtschaftsstandort und nicht nur mehr als Kulturstandort wahr.“
Für die Immobilienbranche ist das Ergebnis ebenfalls wenig erfreulich. Franz Pöltl, Geschäftsführer bei der EHL Investment Consulting erklärte dem immoflash, dass es schade sei, dass das Ergebnis so gekommen sei: „Das hätte dem Wiener Immobilienmarkt sicherlich gute Impulse gegeben - nicht nur, was die Flächen betrifft, sondern, weil diese Agenturen auch eine Sogwirkung auf andere Unternehmen ausgeübt hätten, zudem hätte eine Ansiedlung auch positive Effekte auf den Wohnimmobilienmarkt gehabt. Eine vertane Chance.“ Ebenfalls traurig über das Ergebnis ist Andreas Ridder, Chairman - Central & Eastern Europe Capital Markets bei CBRE - wenngleich er damit gerechnet hatte: „Dass Wien den Zuschlag nicht bekommen hatte, ist nicht unerwartet, wäre aber eine große Chance gewesen, denn die Ansiedlung einer der Agenturen hätte gute Nebeneffekte gehabt“, so Ridder und übt sich in Zweckoptimismus: „Jetzt sind halt ein paar Quadratmeter frei. Andererseits war ja Wien nie wirklich die internationale Headquarter-Stadt. Deswegen wird es für den Markt auch keine Auswirkungen geben.“