MIPIM: Unternehmen bleiben auf Rekordkurs
Die Party ist noch nicht zu Ende
von Gerhard Rodler aus Cannes
Dass Unternehmen bei schlechten Zahlen tendenziell leiser sind, als bei positiven, gehört irgendwie zum Geschäft. Mittlerweile aber sind die Zahlen in den zurückliegenden Jahren bereits konstant so gut, dass sich die CEOs zum Teil schon bei der Verkündung positiver Nachrichten lieber eine gewisse Zurückhaltung auferlegen. Wohl, um nicht zu sehr Langfristerwartungen zu schüren, die auf Dauer eben nicht zu erfüllen sind.
10 Prozent Wachstum im Vorjahr verkündete hier in Cannes beispielsweise die Patrizia - und das nicht nur für das zurückliegende Jahr, sondern gleich auch für 2017. Um diesen Kurs halten zu können, wird gerade eben der asiatische Markt erschlossen. Spannend: Die Europäer kaufen in Asien, die Asiaten in Europa... Nur die USA - und Großbritannien sowieso schon länger - bleiben da derzeit etwas außen vor. Das gilt übrigens auch für Russland, das sich derzeit aber langsam aber sicher zurück auf den Investmentmarkt kämpft. Zumindest, was die Präsenz hier der MIPIM betrifft, ist durchaus wieder mehr los.
Aber auch andere Unternehmen des deutschsprachigen Raums freuen sich über Rekord auf Rekord. Die Hamborner REIT hat ihren Immobilienbestand - letztlich auch durch viele österreichische Investoren - über die vergangenen Jahren fast verzehnfacht, und auch die Quadoro ist auf Wachstumskurs - in jüngster Zeit übrigens verstärkt auch im Gesundheitsimmobilienbereich. Letzerer ist in diesem Jahr übrigens ein ganz starkes Thema, auch mit vielen Sonderpräsentationen. Scheint so, als ob absehbar die neue Assetklasse Healthcare die Bedeutung von Retail bekommen wird. Retail indessen wächst immer mehr mit Logistik zusammen. Die ECE positioniert ihre Einkaufszentrum immer mehr als Abholzentralen für online gekaufte Waren. Ob das funktioniert, wird man freilich erst sehen.
MIPIM: Milliardenströme aus Südkorea
Die Asiaten kommen
von Gerhard Rodler aus Cannes
Es sieht ganz danach aus, als ob es schon bald Ersatz für die zu erliegenden Kapitalströme aus Russland und den Ex-Sowjetstaaten (wie vor allem die Ukraine) absehbar ist: Asiatische Investoren haben schon längst Kurs auf Europa genommen. Und den ersten "Early Birds", die nicht nur sehr vorsichtig (und damit mit extrem langen Entscheidungsläufen) agiert haben, sondern es sich vielfach in allerletzter Sekunde doch anders entschieden haben, folgt jetzt bereits die "zweite Welle".
Im Vorjahr waren es zwar erst rund fünf Prozent der Gesamtinvestitionen, die von Südkorea aus beispielsweise in den deutschen Markt geflossen sind (Zahlen aus Österreich liegen derzeit dazu nicht vor), aber das waren doch immerhin 2,5 Milliarden Euro und das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Eitel Coridaß, Geschäftsführer der HIH Real Estate rechnet mittelfristig mit einem Anteil von zehn bis 15 Prozent. Und zwar langfristig auf viele Jahre. Im Fokus der Investoren ist dabei nicht nur Deutschland, sondern genauso Österreich und die Niederlande, so Coridaß.
Folgerichtig hat er in Südkorea mittlerweile ein starkes Investorennetzwerk aufgebaut, sodass die HIH mit südkoreanischen Geldern bereits hoch aktiv in Deutschland, aber eben auch in Österreich auftreten kann. HIH agiert dabei - im Auftrag südkoreanischer Einzelinvestoren - in der Regel als Käufer. Gesucht werden beispielsweise in Wien Büroimmobilien (entweder im hohen zweistelligen oder besser schon im 100 Millionen-Euro-Bereich). Aber auch Hotels könnte ein Thema sein, während die Südkoreaner an Retail, an Logistik aber sehr wohl interessiert sind.
Eine spannende MIPIM mit vielen neuen Playern, und das sind nicht nur Südkoreaner, sondern auch aus anderen asiatischen Regionen, ist es in diesem Jahr allemal.