Es war schon das Jahr 2015 eines, das alle vorherigen Rekorde hinsichtlich des Immobilienmarkts gebrochen hat. Es gibt aber offenbar noch Luft nach oben - denn auch 2016 dürften die Immobilieninvestments noch einmal zulegen.
Mit ein Grund dafür ist die Globalisierung des österreichischen Investmentmarkts ...- aber auch der Brexit, das schicksalsträchtige Referendum für den EU-Austritt Großbritanniens. Das konstatieren sowohl EHL Immobilien als auch CBRE, die am Dienstagvormittag ihre jeweiligen Halbjahrespressekonferenzen abhielten und dabei die aktuellen Trends am Markt präsentierten.
Mit einem Transaktionsvolumen von 1,3 Milliarden Euro in den ersten zwei Quartalen ist wieder eine Rekordmarke gesetzt worden. Aus aktueller Sicht geht man davon aus, dass das Gesamtjahresvolumen von 3,45 Milliarden Euro nochmal überstiegen wird. Franz Pöltl, Geschäftsführer bei EHL Immobilien sagt: „Es gibt sehr viel Liquidität im Markt über alle Segmente hinweg, auch viele neue Investoren drängen in den Markt, auch indirekt über Assetmanager.“ Im Fokus der Investoren sind vor allem Objekte mit Volumina von über 100 Millionen Euro. Sieben bis acht dieser hochvolumigen Transaktionen könnten sich heuer noch ausgehen. Einhergehend mit den steigenden Preisen sind die Renditen tief wie noch nie, wie Pöltl ausführt. Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE, sieht ebenfalls im zweiten Halbjahr eine steigende Anzahl an Transaktionen. Weil die Renditen sehr tief sind, erwartet man keine weiteren Senkungen, die Kurve wird sich abflachen, sagt Fichtinger.
Der Wiener Büromarkt erweist sich als durchaus gesund und wenig volatil, wie Ehlmaier ausführt. Der Leerstand ist mit 6,4 Prozent sehr gering, die Spitzenmiete mit 25 Euro/m² stabil. Dafür ist die Neuflächenproduktion gering. Andreas Ridder, Chairman Central and Eastern Europe Capital Markets bei CBRE, meint, noch nie gab es eine solch geringe Neuflächenproduktion in Wien. Erst in den kommenden zwei Jahren wird der Büromarkt diesbezüglich eine Belebung erfahren, wenn einige Großprojekte fertiggestellt werden, prognostizieren EHL wie CBRE.
Retail ist 2016 mit einem moderaten Plus ins Jahr gestartet, die Kaufkraft der Bevölkerung steigt, auch der Tourismus hat das seinige dazu beigetragen. Die Ausgaben der Touristen haben sich gesamt in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, da sind noch weitere Steigerungen erwartet. Derzeit kommen keine neuen Shoppingcenter auf den Markt, weswegen internationale Retailer zunehmend Bestandsimmobilien näher beobachten. Walter Wölfler, Head of Retail bei CBRE errechnet beim Retailmarkt eine Neuflächenproduktion von 185.000 m², wobei das meiste auf Refurbishments und Erweiterungen ausfällt. Neuentwicklungen gibt es hingegen - da ist man sich mit EHL einig - kaum. Die Prime-Mieten bleiben konstant, Secondaries geraten unter Druck.
Auch der Wohnungsimmobilienmarkt wird nachfrageseitig stark wachsen, sagt Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter bei EHL Immobilien. Grund ist der Zuzug, Investoren würden damit stabile Märkte vorfinden. Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin bei EHL Immobilien Management führt dazu aus, dass 75 Prozent der Wohnungen Mietwohnungen seien, 50 Prozent davon seien in öffentlicher Hand. Daraus würde sich ein Nachfrageüberhang bei einem immer geringeren Angebot ergeben. Die Verunsicherung durch Brexit führe dazu, dass auch immer mehr in Wohnimmobilien investiert wird, die Nachfrage nach Anlageimmobilien wird steigen. „Kunden, die jetzt investieren, kaufen um zu halten“, so Bauernfeind. Daher steigen auch Mieten und Kaufpreise - allerdings schwächer als in den Jahren zuvor. Bei den Mieten wird ein Anstieg von 1,1 bis 1,25 Prozent erwartet, bei den Kaufpreisen zwischen zwei und 2,5 Prozent.
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