Das am gestrigen Mittwoch beschlossene „Mietrechtliche Inflationslinderungsesetz“, kurz MILG, stößt ...auf wenig Gegenliebe bei der Immobilienwirtschaft. Jetzt schießt auch der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer heftig gegen das Gesetz. Fachverbandsobmann Georg Edlauer im Rahmen einer Pressekonferenz im „cocoquadrat“ in Wien: „Man verkauft das den Mietern als Mietpreisbremse, tatsächlich ist es eine Mogelpackung sondergleichen.“ Der Richtwertmietzins sei nämlich wertgesichert und werde alle zwei Jahre auf Basis des Jahresdurchschnitts des Verbraucherindex angehoben. Dieser entspreche keiner Mieterhöhung, wie das „fälschlicherweise dargestellt wird“, sondern der Sicherung des inneren Werts des Mietzinses und soll die Investitionsfreudigkeit von Besitzern ankurbeln. Diese Anpassung werde, so Edlauer, nun um ein Jahr hinausgeschoben, was eine stärkere Anpassung im kommenden Jahr zur Folge haben wird. Ergo: „Die Miete wird nominell dann stärker steigen müssen, um den Kaufkraftverlust der vergangenen drei Jahre nachzuholen. Das ist Sand in die Augen streuen“, echauffiert sich Edlauer, der sich dagegen verwehrt, dass „Immobilienbesitzer als Sparschwein für die öffentliche Hand herhalten müssen.“
Zum Thema „Leistbarem Wohnen“ sagt Edlauer: „Leistbares Wohnen heißt nicht billiges Wohnen. Es heißt leistbares Wohnen in Relation zum jeweiligen (Familien)-Einkommen.“ Durch das MILG würde die Wertsicherung um ein weiteres Jahr verschoben, womit der Immobilienwirtschaft pro Jahr rund 45 Millionen Euro entzogen würden. Das entspreche in etwa einer möglichen Wohnbauleistung von rund 400 Wohnungen, oder 2000 Wohnungen (das „Fünffache“, Anm.), die thermisch saniert werden könnten (was ja wiederum Einsparungen für den Mieter bringt, aufgrund niedrigerer Heizkosten). Man könne eine Wohnungsknappheit nicht mit einer Deckelung der Mieten nicht lösen. Edlauer: „Das wird zu einem Debakel führen. Leistbares Wohnen kann nur durch ein größeres Angebot an Wohnungen bewältigt werden. Anstatt dem Bürger eine Mogelpackung mit dem MILG zu verkaufen, müssen Anreize für den Wohnungsneubau geschaffen werden.“ Es benötige eine Baulandmobilisierung, um den Wohnbau anzukurbeln, zudem sei der freifinanzierte Wohnbau zu fördern. Edlauer kann sich das deutsche Modell vorstellen: „Dort gibt es die Möglichkeit einer vorzeitigen Abschreibung auf drei Jahren, wenn man die Wohnung etwa thermisch zeitgemäß ausstattet.“
Gerald Gollenz, stellvertretender Fachverbandsobmann, sieht eine Notwendigkeit zur Neuorientierung bei den Gemeinden. Eine der größten Herausforderungen der Kommunen sei die Schaffung, Restrukturierung, Erhaltung und wirtschaftliche wie technische und rechtliche Optimierung von der Gebäudeinfrastruktur. Da sehe Gollenz Möglichkeiten der Vernetzung zwischen den Gemeinden und der Immobilienwirtschaft, besonders, was die Verwertung und die Verwaltung betrifft.
Um mehr Transparenz bemüht ist der stellvertretende Fachverbandsobmann Reinhold Lexer. „Die meisten Kunden wissen nicht, dass wir nur im Erfolgsfall bezahlt werden. Sämtliche Auslagen sind vollkommen kostenfrei, wenn ein Geschäft nicht abgeschlossen wird.“ Aus diesem Grund hat der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder einen Provisionsrechner auf dessen Website (www.wkimmo.at) platziert, um dem Kunden die Kosten der Makler näherzubringen. Damit könne sich der Konsument im Vorfeld informieren. Zudem habe man mit der Website www.immobiliencard.at ein Tool geschaffen, bei dem sich der Kunde vergewissern kann, ob der Bauträger/Makler/Verwalter auch eine Gewerbeberechtigung besitzt. Denn nur mit dieser sei man über einer Haftpflichtversicherung vor Beratungsfehlern geschützt. Die Immobiliencard selbst sei eine Art „Berufsausweis für Immobilientreuhänder“ und soll dem Kunden eine optische Sichthilfe sein, die ihm auch zeigen soll, dass die betreffende Person über eine immobilienspezifische Mindestausbildung aufweist.
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