Mega-Deal: Orbi Tower wurde verkauft
Bank Austria Real Invest hat zugeschlagen:
von Charles Steiner
Weil der Büromarkt in den vergangenen Jahren aufgrund der geringen Neuflächenproduktion in Wien doch etwas geschwächelt hat, sind neue Objekte heiß begehrt. Eines davon ist der ORBI Tower in Wien-Erdberg, der jetzt noch vor der Fertigstellung gedreht wurde. Wie EHL Immobilien, die mit dem Verkauf des Büroobjekts betraut wurde, berichtet, wurde der Kaufvertrag über den Ankauf des 102 Meter hohen Turms vonseiten des Käufers Bank Austria Real Invest abgeschlossen. Verkäufer ist die IWS TownTown AG, ein Public-Private-Partnership der Swiss Town Consult AG und der Wiener Stadtwerke. Abgewickelt wurde der Verkauf über einen Share Deal, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Brancheninsider gehen aber von einem hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Millionenbetrag aus. Der endgültige Kaufpreis wird aber schlagend, sobald das Objekt vollvermietet ist.
Der Geschäftsführer der Bank Austria Real Invest, Peter Czapek, sagte gegenüber dem immoflash, dass es sich um den ORBI Tower um ein „interessantes und spannendes Gebäude handle“, das eine perfekte Lage in die City und zum Flughafen mit entsprechender öffentlicher Verkehrsanbindung aufweist: „Es ist ein modernes attraktives Gebäude mit hoher Zertifizierung und bonitätsstarken Mietern.“ Der Orbi Tower war bereits länger auf dem Radar der Bank Austria Real Invest, die in Erdberg bereits das Büroobjekte „Marximum“ gekauft hatte und am Rennweg den Büro- und Geschäftskomplex "Qbik".
Der ORBI Tower, der zur Zeit in Entwicklung ist, umfasst über 23.700 m² Nutzfläche auf 28 Stockwerken und wird Mitte dieses Jahres fertiggestellt. Bereits jetzt ist etwa die Hälfte der Flächen vermietet, Mieter wurden aber keine bekanntgegeben. Es sollen sich aber um Mieter mit langfristigen Mietverträgen handeln. Mit der Fertigstellung des ORBI Towers ist die Entwicklung des Bürostandortes TownTown abgeschlossen. In den vergangenen Jahren entstand hier von der IWS TownTown AG ein moderner Bürocluster, in dem sich Unternehmen wie Generali, Deniz Bank, Wien Energie sowie mehrere Magistratsabteilungen der Stadt Wien angesiedelt haben. Mit dem Deal wurde der Wert des Bank Austria-Fonds-Immobilienportfolios auf rund 3,3 Milliarden Euro erweitert.
Trotz Brexit Londons Büromarkt nicht abstürzt:
Wiens Chance auf EMA
von Gerhard Rodler
Am Ende des Tages wird es wohl eine politische Entscheidung sein. Oder eine des aus Mailand stammenden CEOs. Rein objektiv wären aber die Chancen für eine Ansiedlung der großen EU-Behörde EMA für Arzneimittelsichereit hervorragend. Denn der Wiener Büromarkt bietet vergleichsweise niedrige Mieten bei einem sehr hohen Lebensstandard in der Stadt.
Un genau das braucht die EMA derzeit am nötigsten. Angesichts einer Restlaufzeit des Mietvertrages in London bis 2039 ohne jegliche Ausstiegsklausel werden jetzt besonders niedrige Mieten am neuen Standort nötig sein, um den Verlust zu minimieren. Bis dato hatte angeblich Großbritannien die Mietkosten für die EMA übernommen, bei einem vorzeitigen Auszug kann davon aber nicht mehr ausgegangen werden.
Ken Kuhnke, Leiter Vermietungsmanagement HIH Real Estate: „Grundsätzlich gibt es für einen Mieter in einer solchen Situation zwei Optionen: Er kann sich um eine Untervermietung bemühen, was aber je nach Marktlage in vielen Fällen nur über eine Subventionierung des Untermieters gelingt, etwa in Form eines geringeren Mietpreises. Die andere Option ist, auf den Vermieter zuzugehen und eine vorzeitige Auflösung gegen Einmalzahlung zu verhandeln.“
Der Mieter kann eine für den Vermieter attraktive Abstandszahlung im Regelfall nur dann leisten, wenn er beispielsweise in den neu bezogenen Räumlichkeiten deutlich flächeneffizientere und/oder deutlich niedrigere Mieten anfallen und möglichst noch größere Incentives beim neuen Vermieter erhält. Dies gilt auch für die Subventionierung im Falle einer Untervermietung.
Der Vermieter wird einer vorzeitigen Auflösung nur dann zustimmen, wenn er es für möglich hält, mit nur partiellem Einsatz der Abstandszahlung eine angemessene Nachvermietung zu realisieren. Dabei wird er mögliche Leerstandszeiten, Umbaukosten sowie gegebenenfalls auch Makler- und Incentivierungskosten berücksichtigen müssen. Erleichtert wird eine Nachvermietung, wenn die aktuelle Miete unter dem aktuellen Marktwert liegt und bei einer Neuvermietung höhere Mieten durchsetzbar sind. Genau das ist in London aber derzeit ganz und gar nicht der Fall.
Umgekehrt erklären aber die teilweise noch langen Kündigungsverzichte in der Regel ohne Ausstiegsmöglichkeiten, warum derzeit europäische Investoren nach wie vor in London investieren. Sie nutzen den niedrigen Pfundkurs und hoffen auf eine Kurserholung und/oder Weiterverkauf innerhalb der Mietvertragsdauer.