Blitzverkäufe bei Zinshäusern steigen an
Wiener Privatbank sieht den Markt in Bewegung:
von Charles Steiner
Zinshäuser sind ein knappes Gut - und bei Investoren nach wie vor hoch im Kurs. Die Wiener Privatbank hat bei einem Presse-Round-Table dabei allerdings einen Trend aufgezeigt, der beweist, wie stark der Markt in Bewegung ist - und wie groß die Nachfrage. Das hatte das Institut bemerkt, weil es selbst auch Zinshäuser ankauft. „Es kommt immer öfter vor, dass Zinshäuser über Nacht verkauft werden. Auch ohne Unterlagen“, sagt Helmut Dietler, Vorstand bei der zur Wiener Privatbank gehörenden ViennaEstate. „Oft sind das Einzelunternehmer oder eigentümergeführte Unternehmen, die hier zuschlagen - also jene, die Geld ohne Gremialbeschlüsse aufbringen können“, fügt Helmut Hardt, Vorstand der Wiener Privatbank hinzu. Dazu ist es wenig verwunderlich, dass es im Zinshausbereich mittlerweile wenig Portfolio-Käufe, sondern vielmehr Einzelkäufe gibt.
Generell ist der Markt auf einem Hoch: Auf Investorenseite ist man mit einem Volumen von 30,6 Milliarden Euro österreichweit höher als im Vergleichszeitraum vom Vorjahr - und dem besten Wert seit 2007, also vor der Krise, wie Thomas Gell, Vorstand der Wiener Privatbank, Immobilien Produkte und Dienstleistungen erklärt.
Es tut sich im Wohnbereich in Wien zwar viel - nur nicht bei den Miet- und Kaufpreisen. Die würden im Europaschnitt nach wie vor im unteren Drittel liegen, wie Elisabeth Rist, Geschäftsführende Gesellschafterin der Wiener Privatbank Immobilienmakler meint, obwohl die Preisdynamik bei Bestandsimmobilien um 9,4 Prozent und im Neubau um 3,8 Prozent zugenommen hat. Obgleich Mikrowohnungen derzeit stark nachgefragt werden, bleiben sie ein Nischenprodukt. Hardt: „Diese Wohnungen werden nicht aufgrund ihrer Größe, sondern aufgrund ihrer Leistbarkeit angefragt.“
Auch klassische Faktoren wie Lage hätten sich zugunsten der Mobilität geändert. Verbindungen zu U-Bahnen werden immer wichtiger, das begünstigt auch die Grätzelbildung. Georg Aichelburg-Rumerskirch sieht da Bewegungen im Zuge der Verlängerung der U1 nach Oberlaa sowie die Erweiterung U2/U5.
WKO klar gegen Bestellerprinzip:
Mietmarkt gefährdet
von Stefan Posch
Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKO positioniert sich bei einem Pressegespräch klar gegen das Bestellerprinzip, dessen Einführung auf Regierungsebene verhandelt wird. Das System sei ein untaugliches Mittel für leistbares Wohnen - und Erfahrungen aus Deutschland würde zeigen, dass seit der Einführung im Jahr 2015 die Anzahl der Mietangebote im Internet rund um ein Drittel gesunken ist.
Er habe den Eindruck, dass versucht wird, „mit einem negatives Stimmungsbild gegen eine ganze Berufsgruppe politisches Kleingeld zu machen“, kritisiert Fachverbandsobmann Georg Edlauer. Politische Verantwortliche hätten ein Bild des Maklers, das nicht der Realität entspreche. Laut einer von der WKO beauftragten Studie waren 87 Prozent der interessentenseitigen Kunden mit der Leistung des Maklers eher oder sehr zufrieden. 82 Prozent würden ihren Makler weiterempfehlen. Der Vorwurf, dass Makler überwiegend die Abgeberseite vertreten würden, sei falsch, so Edlauer.
Zudem würden über 20.000 Wohnungen im Falle der Einführung des Bestellerprinzips dem Markt entzogen werden. Besonders günstigere Wohnungen würden nicht mehr professionell vermarktet werden. 20 Prozent der 5.000 Maklermitarbeiter würden aus wirtschaftliche Gründen verschwinden. Auch würden Mieter Rechtsicherheit verlieren, warnt auch Michael Pisecky, Wiener Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. „Wenn wir den Konsumentenschutz nicht vermitteln, dann macht das niemand“, so Pisecky. Zudem würden Vermarktungskosten immer der Konsument zahlen. „Warum soll man da die Transparenz herausnehmen?“, fragt sich der Branchenvertreter.
Laut Reinhold Lexer, stv. Fachverbandsobmann, hat sich das Bestellerprinzip in Deutschland nicht bewährt. Die Befürchtungen sei eingetroffen, dass sich ein „modernes Wohnungsschleppertum“ etabliert. Rund ein Drittel weniger Mietwohnungen seien nun auf dem Deutschen Markt. Wenn jemand eine Wohnung haben will, seien viele bereit ungesetzliche Maßnahmen zu ergreifen.