Angst vor Aschermittwoch
Ende der Party in der Immobranche
von Gerhard Rodler
Es ist ja ein schon lange bekanntes Phänomen: Noch im November ist nicht wirklich absehbar, dass für die Immobilienbranche das Geschäftsjahr in den Tagen rund um die Weihnachten irgendwann einmal vorbei sein wird und dass ab dem 31.12. für das jeweilige Jahr einfach nichts mehr geht. Sieht man einmal vom Rückdatieren ab, aber auch das geht nicht ewig.
Klar, kommt man da ab Mitte Dezember schon mal unverschuldet in die Hektik.
Insofern kommt jetzt auch für die meisten eine böse Überraschung: Mit dem morgigen Aschermittwoch ist die Faschings-Party vorbei. Der Fasching im Spätzyklus also. Und ab morgen purzeln auch - typisch für den Spätzyklus - wieder die Prozente (bei den Getränken) ins Bodenlose. Fastenzeit eben.
Dabei ist man niedrigen Prozente als Investor eh schon länger gewohnt. Mit „Darf's ein bisserl weniger (Rendite) sein“ geht trotzdem vieles im Fasching noch über den Ladentisch. Sogar Hotels irgendwo im CEE-Raum. Oder heute eine Logistikimmobilie. Mit Renditen, die noch vor drei oder vier Jahren ein Witz gewesen wären. Gerade noch rechtzeitig am Faschingsdienstag, dem letzten Faschingstag.
Obwohl bei den Wohnimmobilien andererseits ist ja das ganze Jahr Fasching. Seit 20 Jahren wird da die „Jetzt aber wirklich“-Wohnrechtsreform ausgerufen. Da geht's ganz ähnlich zu wie bei den Faschingssitzungen z.B. in Villach oder Köln. Mit viel „Hellau“ werden da die jeweiligen Interessenvertreter (ein paar davon längst in Pension) hereingelassen, es wird gemeinsam gelacht, schon mal eine Pressekonferenz am selben Tag wegen dann doch Nichteinigung wieder abgesagt und dann wieder verabschiedet. Bis zum nächsten Jahr.
Das ist ganz anders wie bei den Handelsimmobilien. Da ist das ganze Jahr „Aschermittwoch“, weil immer weniger Fläche gebraucht wird. Macht nix. Wenn erst die Online-Händler eigene Geschäfte aufmachen - wie Amazon gerade eben - geht der Fasching wieder weiter. Fasching eben und da ist jeder Unsinn erlaubt. Onlinehandel goes stationär. Hört sich an wie: VW baut wieder Pferdekutschen. Dabei haben Pferde einen noch höheren CO2-Ausstoß als Autos ...